Über Grenzen schreiben - Zum Gespräch Martin Heideggers mit Ernst Jünger

Dr. Alina Noveanu, Dozentin an der Universität Babes-Bolyai, Cluj und an der Eberhard Karl Universität, Tübingen, ist unser Gast

am Samstag, 28. Januar 2017, 18.30 h, in der Arthur-Zitscher-Str. 11, 63065 Offenbach


Das Gespräch zwischen zwei der größten, kontrovers diskutierten Autoren des 20. Jahrhunderts galt in einer besonders spannungsreichen geschichtlichen Situation, wie es das Jahrhundert der zwei Weltkriege war, der Auseinandersetzung und Überwindung einer nihilistischen Geisteshaltung. Angesichts der katastrophalen Entwicklungen und der Bedrohung aller Lebensbereiche durch die verselbständigte Macht der Technik wurde eine neue Ethik angestrebt, die auf ein grundsätzliches Vertrauen in die vitalisierenden Kräfte der Sprache und in das menschliche schöpferische Potential beruhte. Martin Heideggers philosophischer Einfluß auf die rumänische Kultur bildet einen wichtigen Anknüpfungspunkt für mehrere Generationen, die von Heidegger-Schülern wie Alexandru Dragomir, Constantin Noica, Vintila Horia, Petre Tutea, Walter Biemel u.v.a. geprägt wurden. Aus Ernst Jüngers Zusammenarbeit mit Mircea Eliade ging die Zeitschrift Antaios hervor, die über ein Jahrzehnt hinweg im Stuttgarter Ernst Klett-Verlag erschien. Über Grenzen schreiben ist sowohl eine Anspielung auf die Schrift, die Jünger Heidegger zum 60. Geburtstag widmete (Über die Linie), wie auch auf die gemeinsame Intention, in Sprache und Schrift dasjenige zu überschreiten, was sich als "Nullmeridian", dem Schmerz- und "Schmelzpunkt der Werte" im Nihilismus, als die Gefahr schlechthin offenbart.